Digitale Übertragung

Digital
Digitale Modulation
OSI-Modell
Protokolle


An dieser Stelle sollen zunächst die Grundlagen der digitalen Übertragungstechnik erläutert werden, die nicht nur für den digitalen BOS-Funk, sondern auch für zahlreiche andere Anwendungen (z.B. Datenübertragung, ISDN, DSL, DAB, DVB usw.) von Bedeutung sind.

 

Digital
Der Begriff digital stammt von dem lateinischen digitus (Finger). In der Technik sind mit "digital" diskrete, d.h. feste Signalzustände gemeint, im Gegensatz zu analogen Signalen, die beliebige Werte/Zustände annehmen können. Entgegen der weit verbreiteten Ansicht bedeutet "digital" nicht nur "0" und "1"! Diese zwei Zustände werden dual genannt. Auf dem So-Bus (ISDN) treten z.B. drei diskrete Signalzustände auf ("0", "1" und "-1"; Vss = 1,5 V).

 

Digitale Modulation
Modulation - sowohl analog als auch digital - ist wie folgt definiert:

Modulation ist die Änderung eines Parameters (z.B. Amplitude, Frequenz, Phase, usw.) eines hochfrequenten Trägersignals in zeitlicher Abhängigkeit eines angelegten Nachrichtensignals.

In der digitalen Übertragunstechnik finden Modulationsverfahren Anwendung, bei denen ein Wechsel zwischen diskreten, definierten Zuständen erfolgt. Kontinuierliche Übergänge gehören in den Bereich der Analogtechnik. Bei der digitalen Modulation unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Typen:
- Modulation eines Pulsträgers
- Modulation eines Sinusträgers

Zur Modulation eines Pulsträgers zählen z.B. Pulscodemodulation (PCM), welche zur Analog-Digital-Wandlung eingesetzt wird, aber auch Pulsdauermodulaion (PDM, die Dauer eines Impulses verändert sich in Abhängigkeit der Information) oder Pulsamplitudenmodulation (PAM; die Höhe eines Impulses verändert sich in Abhängigkeit der Information).
Die Grundtypen der digitialen Modulationsverfahren mit sinusförmigem Trägersignal sind Amplitudenumtastung (Amplitude Shift Keying, ASK), Frequenzumtastung (Frequency Shift Keying, FSK) und Phasenumtastung (Phase Shift Keying, PSK).
Das folgende Bild zeigt einen digitalen Datenstrom (dual "0" und "1") und darunter die Umsetzung dieses Datenstroms in die o.g. Modulationsverfahren.

Amplitude Shift Keying (ASK)
Bei der ASK wird im Modulator der HF-Träger getastet, d.h. niedrige Amplitude = "0", hohe Amplitude = "1". Fehlt der HF-Träger, ist die Übertragung unterbrochen. Die ASK ist das digitale Gegenstück zur analogen Amplitudenmodulation (AM). Man bezeichnet dieses Verfahren auch als "On-Off-Keying" (OOK). Die Zeitfunktion kann mit dem binären Codesignal c(t) dargestellt werden durch

ASK in harter Tastung (steile Übergänge zur nächsten Ampltudenstufe) verursacht Oberschwingungen, die zu Störungen im Nachbarkanal führen. ASK in weicher Tastung (allmählicher Amplitudenwechsel) verlangsamt zwar die Übertragung, verursacht aber auch weniger Störungen.

Frequency Shift Keying (FSK)
Die FSK-Modulation geschieht durch Umschalten zwischen verschiedenen HF-Trägerfrequenzen (hier: zwei); in der Analogtechnik entspricht dieses Verfahren der Frequenzmodulation (FM). Bei der zweistufigen FSK (siehe Bild) ändert sich die Frequenz der Trägerschwingung zwischen definierten Werten, die den logischen Zuständen "0" und "1" zugeordnet sind. Es gilt


Phase Shift Keying (PSK)

Eine weitere Alternative stellt die PSK-Modulation dar, bei der diskrete Wechsel des Phasenwinkels erfolgen, ohne dass Amplitude oder Frequenz beeinflußt werden. Im Fall der zweistufigen Phasenumtastung (siehe Bild) wird die Phasenlage der Trägerschwingung vom Codesignal c(t) zwischen zwei um 180° unterschiedlichen Zuständen geändert. Es gilt dann

Bei einem Idealen rechteckförmigen Datensignal bleibt die Einhüllende des Modulationsproduktes bei FSK und PSK konstant, die Amplitude der Trägerschwingung bleibt unverändert.
Das Prinzip der PSK bildet die Grundlage für weitere digitale Modulationsverfahren, z.B. Minimum Shift Keying (MSK) bzw. Gaussian Minimum Shift Keying (GMSK) bei GSM und Tetrapol, Differential Quarternary Phase Shift Keying (Pi/4-DQPSK) bei Tetra oder Quadrature Amplitude Modulation (QAM), welche z.B. für digitales terrestrisches Fernsehen (Digital Video Broadcasting - Terrestrical, DVB-T) verwendet wird.


OSI-Modell
Viele Kommunikationssysteme richten sich nach der hierarchischen Struktur des OSI-Modells (Open Standard Interconnection) der ISO (International Standardisation Organisation, welches in 7 Schichten (Layer) unterteilt ist. Dabei werden die Schichten 1 bis 4 als transportorientiert und die Schichten 5 bis 7 als anwendungsorientiert bezeichnet.


1. Bitübertragung (Physical Layer)
Physikalische Schnittstellenparameter des Übertragungsmediums (z.B. Strom- und Spannungsverhältnisse auf der Leitung, Modulationsverfahren)

2. Sicherung (Data Link Layer)
a) verbindungslos: Paketbildung, Datensicherung, Flusskontrolle
b) verbindungsorientiert: Zugriff auf das Übertragungsmedium; LLC-Layer

3. Vermittlung (Network Layer)
Signalisierung für Wegefindung (Routing, Vermittlung), z.B. IP (Internet Protocol, verbindungslos) oder ISDN (verbindungsorientiert)

4. Transport (Transport Layer)
Legt die Größe der Datenpaketefest; verbindungslos: Sicherungsprotokoll ähnlich zu Schicht 2 für verbindungsorientierte Systeme, z.B. TCP (Transmission Control Protocol)

5. Sitzung (Session Layer)
Festlegung der Art der Verbindung, z.B. Duplex-Verbindung

6. Darstellung (Presentation Layer)
Darstellung der Datenstrukturen

7. Anwendung (Application Layer)
Anwendung (Informatik)



In den verschiedenen Schichten des OSI-Modells kommen verschiedene Protokolle zur Anwendung. Hinter dem Begriff TCP/IP verbergen sich dabei mehrere Protokolle, die wegen ihrer weiten Verbreitung ein hohes Maß an offener Kommunikation auf den Schichten des Nachrichtentransports und der Vermittlung gewährleisten.

 

Ein Repeater (PC-Netzwerktechnik) arbeitet auf der untersten Ebene (Physical Layer) des OSI-Modells. Damit wird die Segmentlänge vergrößert oder ein Übergang zwischen zwei Netzwerken hergestellt. Von der Funktionalität her sind auch Modems und Hubs rein in die Schicht 1 des OSI-Modells einzuordnen.

 

Eine Bridge oder ein Switch arbeitet im Gegensatz zum Repeater auf der Schicht 2 (Data Link Layer). Hierbei werden aber nicht alle Daten übertragen, sondern nur diejenigen, welche aufgrund ihrer Adresse als in das andere Netz zu übertragende erkannt werden (Layer 1- und 2-Funktionalität).


Ein Router hingegen wird eingesetzt, um unterschiedliche Netze miteinander zu verbinden. Am populärsten dürfte hier die Verbindung eines ADSL-Zuganges (z.B. T-DSL) mit einem TCP/IP-Netzwerk sein, so dass mehrere PC parallel auf die ADSL-Zugang zugreifen können. Router zur Verbindung von ADSL und Luftschnittstelle (WLAN) sind inzwischen ebenfalls weit verbreitet. Gedicht über Router ;-)

 

Protokolle
Ein Protokoll enthält ein vollständiges Regelwerk, um die Kommunikationsbeziehungen zwischen zwei oder mehr Teilnehmern eindeutig festzulegen. Diese Regeln bestehen aus der

- Syntax: Festlegung der verwendeten Datenformate
- Semantik: Menge aller möglichen Kommandos eines Teilnehmers und der zugehörigen lokalen Verarbeitungsleistungen und
- Zeitvorgaben: Zulässige Dauer eines Protokollzustandes in Bezug auf die anderen möglichen Protokollzustände


Beispiele für Protokolle:

Telnet, Protokoll und Programm
Hierbei handelt es sich eigentlich um ein Terminalprogramm mit der speziellen Aufgabe, Verbindungen innerhalb des Internet herzustellen. Das Terminal (Client) kann direkt auf die aktuellen Resourcen eines Host-Rechners zugreifen (Online-Verbindung).

FTP (File Transfer Protocol), Protokoll und Programm
Mit Hilfe von FTP sollen Daten (binär- oder ASCII-codiert) innerhalb des Internet von einem zum anderen Rechner übertragen werden. Nach dem Start von FTP muss sich der Anwender im Zielrechner einloggen, d.h. er muss seine Benutzerregistrierung auf dem Zielrechner nachweisen, bevor er Daten herunterladen kann.

TCP/IP (Transmission Control Protocol / Internet Protocol)

Mehrere Datenübertragungsprotokolle, die ursprünglich vom US-Verteidigungsministerium entwickelt wurden, um Computer in verschiedenen Netzwerken miteinander zu verbinden. TCP regelt dabei den Auf- und Abbau der Verbindung und IP sorgt für die Adressierung und Organisation. Anders gesagt, das TCP übernimmt den Datentransport, während sich das IP um die richtige Zustellung kümmert.
Die Daten werden nach dem Packet-Switching-Verfahren übertragen. Dabei werden die Daten in einzelne, kleinere Datenpakete gepackt und über das Netz zum Empfänger geschickt. Jedes Datenpaket enthält eine eindeutige Adresse des Empfängers und kann daher unterschiedliche Wege durch das Netzwerk nehmen. Da die Reihenfolge der eintreffenden Pakete unterschiedlich sein kann als sie gesendet wurden, muss der gesendete Datensatz im Empfänger wieder ordnungsgemäß zusammengesetzt werden. Häufig wird als Schnittstelle (Hardware) für dieses Protokoll das Ethernet-Netzwerk verwendet. TCP wird u.a. auch für den Instant Messaging-Dienst ICQ genutzt.

VoIP (Voice over IP)
Als Daten für die TCP/IP-Übertragung kommen auch Gesprächsdaten in Frage. Dabei werden die Sprachinformation sowie die Daten für den Verbindungsaufbau über ein Datennetzwerk übertragen, das damit z.B. gleichzeitig die Funktion eines PC-Netzwerks und einer Telefonvermittlung übernimmt. Betriebe mit großen Netzwerken und zahlreichen Telefonen sparen durch IP-Telefonie Wartungskosten und -aufwand ein. Ebenso entfällt eine separate Verkabelung von PC-Netzwerk und Telefonanlage. Dies erleichtert u.a. auch Erweiterungen und den Umzug von Büros/Mitarbeitern unter Beibehaltung der Rufnummern.
Durch Flatrates und Sonderkonditionen für Großkunden lassen sich auch Telefongebühren einsparen, wenn z.B. mehrere Standorte miteinander kommunizieren, da nicht jedes Telefongespräch zwischen den Standorten einzeln abgerechnet wird, sondern in der pauschalierten Datenübertragung enthalten ist. Auch für Privatleute ist IP-Telefonie eine kostengünstige Alternative, um z.B. Auslandsgespräche zu führen.
Für die Tetra-Bündelfunktechnik spielt VoIP ebenfalls eine bedeutende Rolle; zur Vernetzung der Tetra-Basisstationen (TBS) soll - zumindest teilweise - VoIP-Technik zum Einsatz kommen.

HTTP (Hypertext Transfer Protocol)
Verwendet wird dieses Protokoll für den Datenaustausch zwischen einem WWW-Server (WWW: World Wide Web; multimedialer Teil des Internet) und einem WWW-Client. In diesem Zusammenhang wird die Dokumentenadresse URL (Universal Resource Locator) verwendet. Eine URL-Adresse besteht in der Regel aus der Zugriffsmöglichkeit (Protokoll) und der Adresse des Servers, der das angeforderte Dokument bereithält.
Beispiel: http://www.digitaler-bos-funk.de;
hierbei ist http das Protokoll mit dem auf ein Dokument unter der Adresse www.digitaler-bos-funk.de zugegriffen werden kann.

UUCP (Unix to Unix Copy Protocol)
Ursprünglich ein Programm, um Dateien aus Unix-Systemen über analoge Telefonverbindungen mit Hilfe von Modems zu übertragen. Heute Standardprotokoll zum Austausch von E-Mails zwischen Mailservern. Die Übertragung der E-Mails zwischen Mailserver und Client hingegen erfolgt mittels SMTP (Simple Mail Transfer Protocol) und POP (Post Office Protocol).